Christian Fischer

Nachbarschaft Utopia

Woran merkst du, dass du angekommen bist? Ab wann gehörst du dazu? Wer ist «Wir»? Eine Gruppe von Nachbar*innen ging diesen Fragen mit einem transdisziplinären Team nach. Ausgehend von den gesammelten Geschichten wurde das Zusammenleben im migrantisch geprägten Quartier Meierhöfli in Emmen neu verhandelt.

Art in Public Spheres (MAPS), Art Teaching (MAT)
Dem Quartierverein Meierhöfli, der Schule Meierhöfli und der Gemeinde Emmen für die tatkräftige Unterstützung des Projekts. Den Geschichten-Sammler*innen und -Erzähler*innen aus dem Meierhöfli-Quartier und allen weiteren beteiligten Menschen im Projekt für das grosse Engagement. Den Mentor*innen Peter Spillmann und Dr. Marina Belobrovaja und dem S.H.I.F.T.-Team für die anregende Begleitung dieser Arbeit.

nachbarschaft-utopia.ch hallo@nachbarschaft-utopia.ch

Emmen hat den grössten Ausländer*innenanteil aller Luzerner Gemeinden, Meierhöfli einen der höchsten der Quartiere in Emmen. Der Diskurs vom «Wir» und den «Anderen», von den «Ausländern» und den «Schweizern» ist dauernd präsent. Doch wer ist überhaupt dieses «Wir», in einer Gesellschaft, in der über 50 Prozent der jüngeren Bevölkerung Migrationshintergrund haben? Es braucht ein neues, vielstimmiges Wir-Gefühl. Mit Audioaufnahmegeräten und Videokameras im Gepäck gingen Nachbar*innen und Schüler*innen auf die Suche nach einer Pluralisierung der Perspektiven im Quartier, wie die Philosophin Carolin Emcke es bezeichnen würde. Innerhalb von drei Monaten sammelten sie in Zusammenarbeit mit dem Kunstschaffenden Christian Fischer und dem interkulturellen Vermittler Aron Kibrom Geschichten rund ums Thema Ankommen und veröffentlichten diese auf einer Website. Darauf aufbauend wurde in einem partizipativen Verfahren mit weiteren Bewohner*innen des Quartiers eine bestmögliche Zukunft imaginiert und diese skizzenhaft mittels performativen Handlungen in die Öffentlichkeit getragen.

Nachbarschaft Utopia ist ein experimenteller Ansatz, der die Fragen nach neuen Gemeinschaften in einer transdisziplinären und transnationalen Kollaboration bearbeitet. Es geht ums Erproben von Dekolonialisierung, Demokratisierung und Selbstermächtigung im Lokalen, in welchem sich globale Herausforderungen widerspiegeln. Nachbarschaft Utopia ist im Feld der – mit Suzanne Lacy gesprochen – New Genre Public Art anzusiedeln, welche die Entwicklung engagierter Bürger*innen ermutigt. Denn wer die eigene Handlungsmacht spürt, glaubt daran, die Zukunft gestalten zu können. Die Arbeit entstand in Zusammenarbeit mit dem nyat forum und der Fachhochschule Nordwestschweiz Soziale Arbeit sowie mit Unterstützung von «Neues Wir», einem Programm der Eidgenössischen Migrationskomission (EKM), und Migros-Kulturprozent.